Tikal – Guatemala
Von Marvin am 5. März 2018 in La Réunion
Vorgestern haben wir Caye Caulker mit einem weinenden Auge verlassen. Aber das andere Auge freute sich schon auf etwas neues. Nachdem Übersetzen von Caye Caulker nach Belize Stadt stiegen wir in den – bereits auf der Insel gebuchten – Bus. Dieser brachte uns dann in 5 Stunden über die Grenze nach Flores, Guatemala. Flores ist eine kleine Insel im Petén-See im östlichen Tiefland von Guatemala und gleichzeitig der Ausgangspunkt für Ausflüge in die Maya-Stadt Tikal. Der erste Eindruck von Guatemala entsprach eigentlich nicht dem, was sich hinter dem Namen verbirgt. In der Sprache der Maya bedeutet Guatemala nämlich „Land der Bäume“. Allerdings war viel Wald abgeholzt und zu Weideland umfunktioniert worden. Erst einige Kilometer vor Beginn des Sees konnte man erahnen, wie es hier früher ausgesehen haben muss – ein undurchdringlicher Urwald. Als wir in Flores angekommen waren, organisierten wir die Fahrt nach Tikal und ließen den Tag ausklingen.
Der gestrige Tag begann sehr früh – eigentlich mitten in der Nacht. Wir wurden um 04:30 Uhr vor unserem Hotel abgeholt. Nach etwa einer Stunde erreichten wir den wohl am besten bewachten Nationalpark, den wir bisher gesehen haben. Im und um den Nationalpark Tikal laufen zahlreiche schwer bewaffnete Soldaten umher. Diese sollen die Schätze bzw. Kulturgüter der Maya-Stadt Tikal sichern, denn es finden auf dem Areal immer noch Ausgrabungen und Restaurierungen statt, bei denen schützenswerte Gegenstände gefunden werden. Da wir sehr früh in dem Park angekommen waren, hatten wir den Park quasi für uns. So konnten wir noch etwas von dem erwachenden Urwald mitbekommen und dabei die Ruinen der Maya-Pyramiden und Tempel anschauen. Überall schallten die Rufe der Brüllaffen, Papageien und Tukane durch den Wald. An vielen Stellen gibt es Hügel im Wald unter denen sich Gebäude befinden. Andere Gebäude wurden schon aus dem Dornröschenschlaf geholt und sind nun als Tempel oder Pyramiden zu erkennen. Die Tempelanlagen sind von beachtlicher Größe und zwischen dem Urwald wunderschön anzusehen. Tikal ist wohl mit seinen steil aufragenden Tempeln das monumentalste, was die Maya-Welt zu bieten hat.
Hier in Tikal haben sich die ersten Menschen zwischen 800 und 600 vor Chr. niedergelassen. Etwa 250 nach Chr. entfaltete sich die Macht und der Einfluss Tikals bis zur Blütezeit zwischen 600 und 900 nach Chr. Zu dieser Zeit sollen in den mehr als 3000 Gebäuden mindestens 200000 Menschen gelebt haben (seit Anfang 2018 geht man sogar von mehr als eine Millionen aus). In der Mitte der gesamten Anlage befindet sich der größte von insgesamt sieben Zwillingspyramidenkomplexen. Hier stehen sich zwei Pyramiden direkt gegenüber. Dazwischen befinden sich Altäre und Stelen, auf denen Hieroglyphen abgebildet sind. Links und rechts von den beiden Tempeln ziehen sich über die gesamte Länge des Platzes zwei Akropolis. Die beiden Tempel haben eine exakte Ausrichtung nach dem Maya-Kalender, sodass an zwei Tagen (zum Ende einer Periode) jeweils die Sonne zum Sonnenuntergang über den Dachkämmen der Tempel liegt. Es kaum vorstellbar, wie vor weit über 1000 Jahren solch eine Bauleistung und -Präzision erreicht werden könnte. Rund um diese zentralen Bauwerke gibt es noch weitere Tempel dieser Größe. Einige davon wurden zum Betreten freigegeben. Das bedeutet, dass eine Holztreppe hinauf führt. Die obere Plattform darf dann jeweils betreten werden. Da das Gelände sehr weitläufig ist, verbrachten wir Insgesamti etwa sieben Stunden im Park. Gegen 16 Uhr waren wir zurück in Flores. So hatten wir noch etwas Zeit uns Flores anzusehen. Die Stadt bzw. die Insel hat zahlreiche Gebäude im Kolonialstil, die in engen Gassen angeordnet sind. Ein wirklich schöner kleiner Ort. Der andere Teil der Stadt Santa Elena liegt nicht auf der Insel und ist über einen Damm mit Flores verbunden. Allerdings ist dieser Teil nicht annähernd so schön wie Flores.
Den heutigen Tag verbrachten wir mit einer Bootstour. Wir ließen uns zu einem Strand des Petén-Seed bringen, wo wir uns etwas abkühlen konnten von der extrem drückenden Mittagshitze. Anschließend fuhren wir noch zu einem Aussichtspunkt von dem wir die Insel Flores wunderbar überblicken und somit unsere Erkundungen der letzten Tage nachvollziehen konnten. Abends suchten wir uns ein nettes Restaurant und ließen dort den Tag ausklingen.
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